Reclaim your Club - Club Against Reality
11.3.2022 reclaim:your:club////club:against:reality Volume 8
reclaim:your:club////club:against:reality - Die Gewalt der Musik. Zum gesellschaftlichen Gehorsam in der Technobewegung
An diesem Abend begrüßten wir Iris Dankemeyer in der p.m.k. Die Soziologin, Sozialpsychologin und Literatin arbeitet als als freie Autorin (u.a. für konkret, jungle world, De:Bug, testcard), mit den Schwerpunkten Musik- und Kulturkritik, Feminismus und Neosexualitäten und lehrt gegenwärtig an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Sie referierte zu ihrem Essay „Die Gewalt der Musik. Zum gesellschaftlichen Gehorsam in der Technobewegung“.
„Techno begann als Revolte gegen die Unterhaltungskultur. Die neue Musik wollte nicht mehr als akustische Hintergrundkulisse zur Vermeidung von Einsamkeitsgefühlen vor sich hindudeln oder in Diskotheken als Animiermelodik die Lügen der love songs verbreiten. Sie erschuf dagegen mit konsequent geilem Bumsbeat eine eigene Clubkultur und ein neues Gemeinschaftsgefühl. Waren die Ohren zuvor von bekömmlichen Tönen verweichlicht worden, forderte Techno zwingend und kompromisslos Gehorsam. In Berlin wurde aus einer anfangs noch in Tresoren und Bunkern abgeschotteten Subkultur binnen weniger Wendejahre eine Massenkundgebung mit verzehntausendfachter Mitläuferzahl. Bis heute ist die Partykultur ein Standortfaktor der Kreativindustrie. Die Instrumentalisierung von Techno zur Generalhymne der „arm, aber sexy“- Ideologie hat geholfen, die prototypische Existenzweise des Prekariats gegen dessen eigene politische Interessen durchzusetzen. Wer die Arbeitslosigkeit mit dem Ende der Arbeit verwechselt, braucht eben keine Freizeit und keinen Feierabend zur Kompensation der Arbeitsstunden mehr, sondern ein Nachtleben, das zur neuen Vollzeitbeschäftigung wird.
Der Vortrag erinnert an das, was Techno einmal ausdrückte: das Lebensgefühl der untergegangenen Industriestadt Detroit. Hier entstanden die dystopischen Zukunftsklänge zum einen als musikalische Emanzipation von den Standards der „race music“, zum anderen als verzweifelte Reaktion auf die Erfahrung von Verwahrlosung, Armut und Gewalt. Wie konnte aus der Not der amerikanischen „Techno City“ Detroit eine Tugend der selbsternannten „Hauptstadt der Clubkultur“ Berlin werden? Und warum eignete sich ausgerechnet die musikalische Negation der Popkultur als Exportschlager und Massenkulturware fürs gesamtdeutsche Gemeinschaftsgefühl? Ist es die Gewalt der Musik, die noch heute Individuen in mythischen Tanztempeln zusammenführt, wo sie sich als körperliche Kreaturen durch eine gemeinsame Sache glücklich verbunden fühlen und nicht als Konkurrenten durch ein abstraktes Gesetz getrennt? Oder ist Techno die Musik der Gewalt, die Hörige in einen konformistischen Kollektivritus zwingt und gerade als Ausnahmezustand die Regeln der Gesellschaft befolgt und bestätigt?“
Iris Dankemeyer studierte Soziologie und Sozialpsychologie in Hannover und Philosophie und Neuere deutsche Literatur in Berlin. 2020 erschien ihr Buch „Die Erotik des Ohrs. Musikalische Erfahrung und Emanzipation nach Adorno“ in der Edition Tiamat. Sie lehrt an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle und lebt in Berlin, wo sie den Veranstaltungsort „West Germany“ mitbetreibt.
burg-halle.de/kunst/wissenschaften/kunstwissenschaften/Iris-dankemeyer/
Danach gab es den fulminanten Live Act OPERANT.
„Operant is a Berlin-based live duo and production unit,OPERANT,have progresively carved out heir own space in the scene with boundary-defying electronic explorations, fuelled with tension and obscurity.A colaborative project between Instruments of Discipline founder, Luna Vasaroti and August Skipper, OPERANT have been serving a selective stream of out put hrough the label with a focus onTechno, Noise and Experimental. Characterised by unrestrained experimentation, the project brutaly morphs sitself as itpleases, both in performance and in the studio.“
DJ Support gab es von unserem Resident i_am_not_god, Rev. Rumble und Barbara B.
i_am_not_god (ONTOLOG/club:against:reality)
kommt aus Innsbruck und ist zu 50% Ontolog und zu50% Krawallbeauftragter beim Kulturkollektiv ContrApunkt mit Mission zum Aufmischen. Technoider und elektrisierender Sound für die hedonistischen Akteur*innen der Nacht. „Why they hide their bodies under my garage?“ Wir wissen es nicht. Gott ist er nicht. Dj will er auch keiner sein und eigentlich ist es auch ein bisschen egal. Der Körper will in den Raum, kollektiver Eskapismus, esoterischer Körperscheiß und dennoch so geil wie gar nichts. Techno kam aus der Zukunft, der Terminator auch. Lasst sie uns Feiern, die Präzision der Maschinen, die Tanzwütigen, die Euphorie, die Musik… Techno geht überall!
soundcloud.com/iamnotgod
REV. RUMBLE (Schererei/Innsbruck)
He is from Innsbruck, Austria. After starting a short unsuccessful carreer as guitar player he made his first efforts in djing in the late 90s. Rev. Rumble is still out there, still searching for raw, deep and forward thinking music: Techno, Breakbeats, Electro, Experimental and Bass Music made to open and blow up your mind…
DJ Barbara B (Konnex/Yakamoz) as in a meaning of:
Powerful Breaking Beats, Mind Bending Builds, Brute Force, Blurry Basslines, Better Beginning, BBB, Member of the BBForce, Bangin Heads, Bitter Sweet Breaks, BBB..bB, Burning Diesel Passion, bBbbbBbb.. BBBbB, Bad Bad, bbbBbB, Badlands Walker, BBbbbBbb..... BBbbbBbb,
BB, Bag Lady, Balanced Fascist Killer, Bandit Ballerina, BBbbbBbbbeatsbeatsbreakingbbbb, Banjo Babe, bBbbbBbb bBbbbBbb.., Barbaric Bar Visits, BBbbbBbb BBBbB, Black Belt Raver, BbbbhhbbbBbbBb, Bye Bye Bystanders
ENOUGH B FOR EVERYONBABARA B.
Diese Veranstaltung wurde unterstützt von:
Zum Nachhören:
freie-radios.online/sendung/operant-reclaimyourclub-clubagainstreality
freie-radios.online/sendung/i_am_not_god-reclaimyourclub-clubagainstreality.