Reclaim your Club - Club Against Reality
15.11.2024 reclaim:your:club // club:against:reality: Ultrablack Edition
Am FREITAG den 15. November haben wir euch in die p.m.k zu einer besonderen Ausgabe von reclaim:your:club // club:against:reality eingeladen. Diesmal kooperierten wir mit dem mille plateaux Label. An diesem Abend freuten wir uns auf Lukas Moritz Wegscheider, Andrea Taeggi, John-Robin Bold und Lain Iwakura
Was hosted by Kulturkollektiv ContrApunkt in Kooperation mit mille plateaux
Doors: 20:30
Beginn Vorträge: 20:45
Konzerte: ca. 22:15
Eintritt: 10 Euro
"Politische Musik ist eine Musik ohne Worte (im doppelten Sinn). Sie orientiert sich nicht an der Welt, (sie hat kein Objekt das sie einfängt), noch ist sie eine Frage der Perzeption. Politische Musik indiziert eine Nicht-Welt der puren Auto-Impression. Sie ist radikal schwarz." (ultrablack of music: Feindliche Übernahme 2017)
Das Zitat stammt aus dem Buch von Andrzej Steinbach und Achim Szepanski. Letzterer gründetete 1993 das Musiklabel mille plateaux - einen Ort für experimentelle Elektronische Musik mit Sitz in Frankfurt. Das Label gilt als Nachfolger des gleichnamigen Sublabels von Force Inc. Music Works, das 1991 ebenso von Achim Szepanski gegründet wurde. Aus Mille Plateaux wiederum gingen die Sublabels Ritornell (1999–2003), Plateaux Résistance (2005) und Supralinear (2005) hervor. Der Vertrieb erfolgte über DMD und EFA-Medien.
Der Labelgründer Achim Szepanski wäre einer unserer Gäste im Rahmen des club:against:reality gewesen - doch traurigerweise verstarb er am 24.9. 2024. Achim Szepanski gilt im Allgmeinen als ein Underground Pionier der elektronischen Musik und im Speziellen von Techno. Beeinflusst von dem Detroiter Technolabel Underground Resistance verstand er seine Arbeit am Label immer auch als Widerstand gegen den Mainstream und als Gegenentwurf zur zeitgenössischen Technoszene. Das Label mille plateaux versteht sich als gesellschaftskritisch sowie politisch und ist eine wichtige Homebase für Menschen wie Wolfgang Voigt, Alec Empire, Ian Pooley, Porter Ricks, DJ Rush, Rob Acid, bis hin zu Vladislav Delay.
Der Name des Label mille plateaux geht auf das Buch Tausend Plateaus (franz. Mille Plateaux) des Philosophen Gilles Deleuze und des Psychoanalytikers Félix Guattari zurück. Darin beschreiben diese ihre Idee der Rhizomatik, welche als Metapher für ein postmodernes bzw. poststrukturalistisches Modell der Wissensorganisation und Weltbeschreibung dient.
Auf mille plateaux und seinen Sublabels veröffentlichten unter anderem Akufen, Alec Empire, Fennesz, Cristian Vogel uvm. Mit dem Aufkommen von Glitch im Jahr 2000 startete mille plateaux die nach dem Musikgenre Clicks & Cuts betitelte Compilation-Reihe Clicks & Cuts, die sowohl eigene als auch Künstler:innen anderer Labels enthielt.
Anfang 2004 meldete der mille plateaux betreuende Vertrieb Force Inc. Music Works Insolvenz an. Dies stand vor allem im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Vertriebs der EFA-Medien.
Nach einer wirtschaftlichen Krise 2004 wurde das Label von Achim Szepanski 2018 neu gegründet. Es veröffentlicht seitdem sowohl online als auch auf Vinyl, CD, USB-Stick und Kassette. Neben einer Reihe an neuen Künstler:innen zählen Thomas Köner und Cristian Vogel zu den ursprünglichen Künstlern, die wieder mit dem Label zusammenarbeiten.
2020 publizierte mille plateaux bzw. die Autoren Achim Szepanski und Andrzej Steinbach in Kooperation mit dem Blog NON das Buch Ultrablack of Music und verarbeiten dabei ihr Konzept der Ultrablackness - welches für die Neuauflage des Labels richtungsweisend ist und "Musik im Kontext von soziale Beziehungen sieht, die kein Eigentum mehr verlangt. Aber sie kann trotzdem nicht systemunabhängig agieren, ohne selbst Teil einer kapitalen Verwertungslogik zu sein."
"Anonym, dunkel, schwarz, verborgen, verdeckt, verschlüsselt, undurchsichtig, undercover, unverständlich: Ultrablack of Music wagt den Exodus und lauscht jenen Kräften und Sounds, die vom Ungehörten in der Musik erzählen. Sound, das ist die Vibration, Resonanz und Diffraktion von Wellen im schwarzen Kosmos.“ (Online unter synnika.space/events/opening-nonplusultrablack 8.10. 2024)
(Quellen: U.A. Zum Tod von Achim Szepanski, Ein Nachruf)
Trotz des Todes von Achim Szepanski freuten wir uns Künstler:innen des Labels mille plateaux nach Innsbruck zu holen und mit ihnen einen Abend zu gestalten. Es gab neben Live-Konzerten auch theoretische Inputs von John Robin Bold und Lain Iwakura. Live in Action waren im Anschluss: John Robin Bold, Andrea Taeggi, Lukas Moritz Wegscheider und Lain Iwakura.
Vorträge:
20:45 : Vorträge jeweils von Lain Iwakura und John-Robin Bold
Vortrag von Lain Iwakura „If there's nowhere to go, go nowhen."
Der Input von Lain Iwakura zu "Uchronia" verweist zugleich auf drei unterschiedliche Dinge:
1. Uchronia als eine Zeitlichkeits-Utopie
2. So wie Utopia der Nicht-Ort ist, so handelt es sich bei Uchronia um die Nicht-Zeit
2.1 „tic-toc-fuck the clock" (Achim Szepanski, Ultrablack of Music", 2020)
3. Uchronia referiert auf Uchromia
3.1 Uchromia, wie auch non-standard-..., sind der Non-(Standard-)Philosophy Francois Laruelle's entlehnt
3.2 Uchromia lässt sich nicht ohne die Haitianische Revolution denken
Zeitlichkeit ist steht's von der Seite des Rhythmus zu denken und während unser Verständnis (von Rhythmus) zerbröckelt, sich von der Vergangenheit löst und unsere gegenwärtige Wahrnehmung zerstört, kommt die Zukunft (des Rhythmus) zusammen. Diese Zukunft ist polyvokal, polytemporal und nicht-linear, sie ist - und damit schließt sich der Kreis zu dem, was sie nie war - die Emanzipation der Stimmen in der Polyphonie als Pluralität. Wenn wir Poly- oder Pluralität auf spielerische Weise verstehen und Komposition und Form immer im Zusammenhang mit dem Sozialen denken, ist sie direkt mit Diversität (in einem weiten Verständnis dieses Begriffs) verbunden. Diversität als Heterogenität.
Vortrag von John-Robin Bold: Apokalypse und Klang
Liegt ein tieferer Zusammenhang zwischen apokalyptischer Thematik in elektronischer Musik und der aktuellen Vorrangstellung von Klangeffekten? Schon in den 80er Jahren sagte Jean Baudrillard die Auflösung der Musik in elektronischer Hi-Fidelity voraus. Wie ist dieser Gedanke heute zu situieren? In dem Vortrag werden Thesen zur perzeptiven Implosion von Zeitlichkeit und deren mögliche Auswirkung auf Subjekt und Musik entwickelt. Dabei ergeben sich Verbindungen zwischen gesellschaftlicher und musikhistorischer Entwicklung, um schließlich zu fragen, von welchem Menschen die Musik der Jetztzeit zeugt.
Konzerte:
22:15: Lukas Moritz Wegscheider - LIVE
"Lukas Moritz Wegscheider ist Klang- und Medienkünstler.
Er schafft Klanginstallationen, Live-Performances und audiovisuelle Arbeiten.
In seinen installativen und zeitbasierten Arbeiten spielen Erinnerungen eine entscheidende Rolle.
Derzeit arbeitet er an einem neuen Album zu seiner Arbeit „fo:hn“, aus welchem er eine Tonband Live-Performance spielen wird.“
lukasmoritzwegscheider.com
forceincmilleplateaux.bandcamp.com/album/s-n
23:00: John Robin Bold - LIVE

John-Robin Bold is an artist and composer who works with electronic music, internet and installation art. His multifaceted practice explores the aesthetic situation of a world defined by online platforms and digital consumption. By rethinking musical and cultural paradigms from Renaissance to late romanticism, and avant-garde modernism to subcultural pop industries, Bold's work offers an unconventional perspective on contemporary culture.
He regularly performs throughout Europe at venues like Golden Pudel, ZKM, The White Hotel, FUSE Art Space and Volksbühne to name but a few. After the release of his untitled debut album on the legendary Mille Plateaux label in 2020, followed his sophomore album 'Demonstrations' on Quanta Records. More recently, the collaborative works 'Symposium Musicum' and 'we may be on the way' (Bold/Cowling) came out on Slovakian imprint mappa and Glenn Dancer Records. Among those radio stations airing his music are BBC Radio 3, NTS, Deutschlandfunk, Radio 1 Czech, LYL Radio and Cashmere Radio.
Understanding today's culture within a platform-embedded context, has led to a number of works for which Bold coined the term 'website-specific'. Here, online platforms' functions, visual and textual aspects become an inherent part of the artwork itself. This approach was first presented at his 2022 solo show entitled 'SoundCloud Gazing: website-specific music' at /rosa, Berlin (Zentrum für Netzkunst, Panke Gallery). His current website-specific project 'Audio Library of a Viewable World', a series of interactive YouTube videos, was recently exhibited at Millennium Film Workshop in New York City. Other digital and installation works, often in collaboration with Andy Cowling and Daniel Vier, were shown in international group exhibitions at The New Art Fest Lisbon, SYNNIKA Frankfurt, Galerie Obrist Essen, Ars Electronica Linz, The Wrong Biennale, Spazju Kreattiv Malta and Foundry Dubai.
Born and raised near Hamburg (Germany), John-Robin Bold now lives in Manchester (UK).
johnrobinbold.com
forceincmilleplateaux.bandcamp.com/album/john-robin-bold
24:00: Andrea Taeggi - LIVE

Andrea works in Berlin as a composer, live performer and electronic music producer. Beside his practice under his real name, he operates as 5HT2 and as Gondwana. He’s also known for his work with Lumisokea (Opal Tapes, Alter, Eat Concrete).
Altogether, he has (co) written 22 albums and counting, published on different media such as vinyl, cassette, dubplate and digital, via labels Mille Plateaux /Force. inc (DE), Hands in The Dark (FR), Opal Tapes (UK), Type (USA), OOH-Sounds (IT), SM-LL (UK), Präsens Editionen (CH), Syncopathic Recordings (AT), receiving enthusiastic reviews & write-ups.
His research and interest include the physicality of sound, its tactile quality and implied 3-dimensionality, the gray area between acoustic & electronic sources, sacred-geometry-rhythms, novelty instruments, the “wholly other”, the disassociative & hypnotic power of repetition, the alchemical dream, self-irony, special-interest objects, the fictionality of recorded audio, its non-referential aspects and the attempt to stretch the cultural borders of (traditional) music instruments.
The scope of his work ranges from minimalistic all-electronic explorations (eg Nattdett, Mama Matrix, Zimni Kral), to electro-acoustic & musique concrète territories (eg Nomeri—Tere, Tableaux Vivant, Mycorrhiza).
andreataeggi.com
forceincmilleplateaux.bandcamp.com/album/biomimetics
01:00: Lain Iwakura - LIVE

Lain Iwakura is a sound & performance artist, DJ, sound engineer, writer and activist based in Graz. She studied musicology/sociology/philosophy at Goethe University Frankfurt, is currently doing her master's degree in computer music at the University of Music and Performing Arts Graz and is a scholarship student at The New Centre of Research and Practice. Together with Achim Szepanski, she runs the two music labels ‘Force Inc.’ & ‘mille plateaux’. In Graz she co-founded the collective ‘O’, is part of the ‘institute for sonic welfare’ and in the music team of the Forum Stadtpark, as well as co-founder of the awareness group ‘awaGraz’, and former-member of the collective ‘CMKK’.
For several years now she has been dealing with polychronicity, the non-philosophy of time & rhythm, the escape to Uchronia, in this context she developed the exhibition ‘ATC - Against the Clock’ with Jeronimo Voss. With her Social Noise Performances, she combines the question of social composition with vulnerability and the limitations of subjectivation. She is currently working on a project about the connection between sonic fiction & auto-theory as a necessary mytho-scientific practice of fictioning, as writing oneself into the world of dehumanised people, as well as the irreality of cis-gender in view of an all-encompassing transsexuality.
instagram.com/ezili.i.sabbah
Weitere Infos:
edition-mille-plateaux.com
Zum Nachhören:
Ö1 Beitrag - Schwerpunkt Club-Kultur (oe1.orf.at/programm/Neuerscheinungen-und-andere-Entdeckungen):p>
Diese Veranstaltung wurde Unterstützt von:![]()
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