Die Szene liest
11.5.2018 Die Szene liest: Rassistische Repräsentation & Groteske Artefakte
An diesem Tag erfreuten uns Johannes Ismaiel-Wendt und Al Bird Sputnik mit ihren Soundlectures in der p.m.k. in Innsbruck.
"post_PRESETS. Kultur, Wissen und populäre MusikmachDinge" wird Johannes Ismaiel-Wendt einen rassismuskritischen Blick auf die zeitgenössischen Musikproduktion werfen:
Populäres Musikmachen hat heute seltener etwas mit Holzschlitztrommeln oder Streichinstrumenten zu tun, sondern vor allem irgendetwas mit elektrischem oder digitalem Daten-Strom. Kulturalisierte und rassistische Repräsentationen sind damit als Probleme aber keineswegs automatisch aus zeitgenössischer Musikproduktion und auch nicht aus den MusikmachDingen herausgerechnet – im Gegenteil:
Der Kultur-, Musikwissenschaftler und Musiker Johannes Ismaiel-Wendt zeigt, wie sich stereotype Voreinstellungen auch zeitgenössisch ganz analog zu kolonialen und nationalen Denkrastern vererben. Er baut einen 30 Jahre alten Yamaha Drum Computer und einige Effektgeräte als Repräsentationskritik-Maschine auf. Er dekonstruiert in einem live Mix mit Vortrag exemplarisch Presets in Klanggeneratoren sowie Köpfen. Wider den kolonialen Exzess der Kategorisierung zielt sein permanentes Spiel mit Beats, Sounds und Metaphern auf De-Naturalisierung. In seiner Soundlecture stellt er zeitgenössische Musikästhetik und das Denken in tracks als popmusikalische alternative Kulturkonzeption vor.
Ismaiel-Wendt, Johannes Salim, seit 2012 Professor für Systematische Musikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Musiksoziologie an der Stiftung Universität Hildesheim, zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter am Haus der Kulturen der Welt in Berlin in den Projekten „Translating Hip Hop“ und „Global Prayers“, Promotion in Bremen, Interessen: Popular Music, Media and Postcolonial Studies, Musikwissenschaft als ästhetische Praxis, Audiokulturforschung in Deutschland. Ausgewählte Publikationen: tracks’n’treks. Populäre Musik und Postkoloniale Analyse (Münster: Unrast, 2011); post_PRESETS. Kultur, Wissen und populäre MusikmachDinge (Hildesheim: Olms, 2016, auch online: open access). „Richt-Mikrofone. Gutachten zu Fragen nach möglicher ‚sonischer Segregation‘ im sogenannten NSU-Prozess“
uni-hildesheim.de/publikationen (2017)
Al Bird Sputnik (Foto: ana threat)
Al Bird Sputnik (* 1982) ist Autor, DJ, Musiker, Betreiber der Kulturinitiative “Trash Rock Archives - Verein für österreichische Subkulturforschung” und Herausgeber der LP/CD-Compilation-Serie “Schnitzelbeat". Er lebt und arbeitet in Wien.
„Groteske Artefakte“ – „Schnitzelbeat“-Sound Lecture mit Al Bird Sputnik (Trash Rock Archives / FM4 Schnitzelbeats)
Das Archiv für Österreichische Subkulturforschung lädt in die PMK und entsendet seinen Obmann Al Bird Sputnik zu einem seltenen Spektakel (vulgo: „Schallplattenvortrag”). Sittenlose Schauplätze und egozentrische Aussenseiter begegnen uns auf einer Talfahrt durch die abseitigsten Kapitel heimischer Pop- und Underground-Musik-Geschichte (ca. 1946-1976). Hören Sie visionäre Tonaufnahmen, die vor jeder populären Kanonisierung gefeit und einzig dem Naheverhältnis zu einschlägigen Exploitation-Genres geschuldet sind: Exotika-Kitsch, Motorradgangs, Meidlinger Rock-N-Roll, Rauschgiftparties, singende Priester, Dialekt-Welle, Proto-Punk, groteske Artefakte.