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diskursiv

21.4.2018 #diskursiv - Scheitern eine Annäherung

Super User
15. Januar 2018

Wir luden ein zum „Scheitern“ in Künstlerhaus Büchsenhausen ein. In Form von Vortrag, Lesung, Performance, Diskussion, Philosophischen Café und Konzert - näherten wir uns den unterschiedlichen Perspektiven des Themas Scheitern an. Moderiert wurde die Veranstaltung von Sonja Dörfel.

Die Struktur des "Scheiterns" ist unter der Oberfläche des postmodernen Lebens stets präsent. Scheitern ist sowohl gesellschaftlich generiert als auch eine zu tiefst menschliche Angelegenheit. Der gegenwärtige neoliberale Zeitgeist bestimmt mit, wie wir über das Scheitern denken. Selbst das "Fehler machen" unterliegt dem Diktat der Optimierung. Unser Sein wird davon beeinflusst und der Alltag strukturiert. Daher werden wir an dieser Oberfläche kratzen und Blicke darunter werfen.
Unsere Gäste behandeln die Thematik des Scheiterns aus philosophischer, künstlerischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive.

Wir luden an diesem Tag zur gemeinsamen Reflektion ein mit:

Guillaume Paoli ist Berlinfranzose, Philosoph und Essayist. Mitbegründer der "Glücklichen Arbeitslosen", eingetragener Demotivationstrainer, ehem. Hausphilosoph am Schauspiel Leipzig.
Bearbeitete die Thematik mit Rückbezügen auf sein neuestes Werk "Die lange Nacht der Metamorphose" (Matthes & Seitz 2017):

"Scheitern kann nur, wer das dominante Bild des Erfolgs anerkennt. Jeder Wettbewerber ist mangelhaft. Kompetenzen und Leistungen wird er nie genug erbringen können. Es herrscht Selbstoptimierungspflicht. Die unipolare Ordnung kennt keine sozialen Gegensätze mehr, nur noch Winner und Loser. Wie ist es aber mit den vielen Menschen, die auf Erfolg freiwillig verzichten und fernab vom Rampenlicht leben? Ihnen fehlt nicht die Ambition, sondern die Resignation. Nicht die Durchsetzungsfähigkeit, sondern die Selbstverleugnung. Kurzum: Die Niederlage ist besser als die Stimmung."
guillaumepaoli

Guillaume Paoli (Foto: Renate Kossmann)
Guillaume Paoli (Foto: Renate Kossmann)

Silke Meyer ist Kulturwissenschaftlerin und Universitätsprofessorin für Europäische Ethnologie am Institut für
Geschichtswissenschaften & Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck. Forschungsinteressen: Ökonomische Anthropologie und Schuldenforschung, Remittances, Geld als soziale und kulturelle Praxis.
Sie sprach unter der Überschrift:
“Der flexible Mensch scheitert nicht, sondern steht wieder auf. Scheitern wird damit entweder zum verzögerten Erfolg oder zu einem Tabu der Moderne. Im Vortrag wird Scheitern kulturwissenschaftlich und historisch beleuchtet und mit Konzepten von Handlungsmacht in Beziehung gesetzt. Daran schließt sich die Frage an, welche unterschiedlichen Verhaltensnormen, Sprachbilder und Diskurse für scheiternde Menschen bereit stehen. Wie sieht eine Kultur des Scheiterns aus?”


Gebhard Oberlechner ist Philosophischer Praktiker und Musiker.
Er präsentierte ein Wahrnehmungsexperiment mit dem Vorsatz:
"Spielerisch experimentell liebäugelt Gebhard Oberlechner in audio-visueller Ausgefallenheit an der Thematik des Scheiterns. Geheimnisvoll, magische Sphären wirken ansteckend, verflüchtigen sich faszinierend und bedrückend bis sie beängstigend und zugleich erlösend an der Grenze von Musik und Geräusch zerschellen."

belit sağ ist Videokünstlerin und arbeitet gegenwärtig über Zensur in der Kunst.

David Payr ist Fotograf
und stellte seine Arbeiten „Void“ aus:
"Im Trial- & Errorverfahren interveniert David Payr in die textbasierte Dateistruktur der Fotografien. „Void“ bezieht sich folglich auf das Löschen oder Ändern des Quellcodes. Hierbei entstehen „Lücken“ oder „Leerstellen. Das gezielte Intervenieren bringt den Bildinhalt zum Verschwinden. Die Fotografien werden für die eigentliche Bestimmung unwirksam und es kommt zu einem Bild abseits von Realität und Abbild.
davidpayr

Monomono performanten Scheitern (Kopfhörerkonzert):

"Monomono ist nicht einfach nur Fakestereo. Es ist genauso gut 1 Metamono. Ein schick ungeschicktes gemeinsames Hinfallen. Schick & ungeschickt. Es genügt nicht mehr, geschickt zu sein, denn längst ist Geschicklichkeit Schickung geworden. daher schickt sich kein Schicksal mehr, es sei denn im seinsgeschicklichen Zusammenhang. ("unterm Radar" MC, 2016; "heartofnoisette" MiniSD/choco, 2016; "monohole" heavy dubplate EP, 2017 )"
monomono.klingt.org



 


gefördert von

In Kooperation mit Künstlerhaus Büchsenhausen und Brennpunkt Coffee.

Zum Nachlesen:
matthes-seitz-berlin.de/termin/guillaume-paoli-zu-gast-in-innsbruck


 

Kategorie: diskursiv