gegen:WART
13.4.2023 gegen:WART //// Ungleichheit //// Alles beim Alten? - Zur Kritik der Ungleichheit
Die dritte Veranstaltung unserer Diskursreihe gegen:WART //// es geht bergab fand am 13.4.2023 in der p.m.k. statt. Eingeladen waren dazu die drei Autor:innen des Buchs „Klassen sehen - soziale Konflikte und ihre Szenarien (Unrast Verlag)” - Gabu Haind, Drehli Robnik und Ruth Sonderegger. Moderiert wurde dieser Abend von Manuel Ortner und wir beschäftigten uns diesmal mit dem Thema:
gegen:WART //// Ungleichheit //// Alles beim Alten? - Zur Kritik der Ungleichheit
Nicht erst seit der Covid-19 Pandemie, durchzieht die Spirale der Ungleichheit unsere gegenwärtige Gesellschaft. Die Folgen der Krise auf das gesellschaftliche Leben sind enorm. Der Alltag vieler Menschen hat sich durch das Virus schlagartig verändert. Der Ukraine-Krieg und die daraus folgende Energiekrise haben die vorhandenen sozialen und ökonomischen Ungleichheiten wie eine Lupe vergrößert.
Die Krisen betreffen uns alle, doch betrifft sie uns auf unterschiedliche Weise. Genauso war es mit den Maßnahmen, die zur Eingrenzung des Virus dienen sollten. Anordnungen, wie Lockdowns erzeugten einen Widerspruch. Es entstand bei Vielen ein Gefühl von sozialer Verunsicherung, im Gegenzug dazu erzeugte es bei Anderen ein Gefühl von verbesserter Lebenszufriedenheit, denn einen Lockdown in seiner Villa zu verbringen oder als Alleinerzieher:in mit den Kindern in einer Wohnung zu sein, spiegelt die Ungleichheit wider: Homeoffice und Homeschooling trafen auf unterschiedliche Lebensrealitäten.
Pfleger:innen, Reinigungskräfte, Ärzt:innen, Kassierer:innen im Lebensmittelhandel und viele mehr wurden zu Held:innen ernannt. Systemrelevanz wurde in den Fokus gerückt, wobei offen bleibt, wie relevant das gegenwärtige System noch ist. Die Hinterfragung von Arbeitsbedingungen und Produktionsverhältnissen im Kapitalismus wurde ausgespart. Dafür wurden traditionelle Geschlechterrollen wieder „en vogue“ und Klatschen ersetzte tatsächliche Arbeitsverbesserungen.
Die Krisen erzeugen auch eindeutige Gewinner:innen. Biontec Pfizer, Zoom, Amazon oder Öl- und Stromkonzerne wie z.B. OMV, konnten ihre Umsätze mehr als verdoppeln und schütteten Dividenden in Millionenhöhe aus. Zusammenfassend haben sich die bestehenden Ungleichheiten während der Krisen verschärft, klassische Geschlechterverhältnisse stabilisiert und Klassenzugehörigkeit wurde mehr denn je zum Risikofaktor für Krankheitsverläufe und Armut. Daher wollen wir der Frage nachgehen, woran eine post-pandemische Kritik an Ungleichheit ansetzen muss? Wie können wir gegenwärtig eine Kritik formulieren, die die Relevanz des Kapitalismus hinterfragt.
Deshalb rückten wir an diesem Abend die Auseinandersetzung von Klassenverhältnissen in den Mittelpunkt. Dafür haben wir die drei Autor:innen des Buchs „Klassen sehen - soziale Konflikte und ihre Szenarien (Unrast Verlag)” nach Innsbruck eingeladen. Drehli Robnik, Ruth Sonderegger und Gabu Haindl gingen gemeinsam mit Manuel Ortner in Diskussion. Drehli Robniks Schwerpunkt ist die Wahrnehmung von Klasse und Klassenkämpfe in Filmen, Ruth Sonderegger setzt sich mit Prozessen der Klassifizierungen und mit Solidarität als eine Gegenmachtform auseinander. Gabu Haindl berichtete uns zu Klasse, Mitte, Masse: Aspekte einer massengeschneiderten Wohnbauplanung.
gegen:WART //// Ungleichheit //// Alles beim Alten? - Zur Kritik der Ungleichheit
Datum: | 13.4.2023 |
Ort: | p.m.k. |
Beginn: | 20:00 |
Vortragende: |
Drehli Robnik Gabu Heindl Ruth Sonderegger
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Moderation: |
Manuel Ortner |
Ausklang mit: |
DJ Drehli Robnik |
gegen:WART //// Ungleichheit //// Alles beim Alten? - Zur Kritik der Ungleichheit //// Veranstaltungsteaser:
Drehli Robnik ist Freelance-Essayist und Kritiker in Sachen Film, Geschichte, Politik. Außerdem Edutainer und Disk-Jockey. Er "lebt" in Wien-Erdberg. Jüngste Monografien: Ansichten und Absichten. Texte über populäres Kino und Politik (hg. von Alexander Horwath, Wien: Filmmuseum Synema 2022); Ansteckkino: Eine politische Philosophie und Geschichte des Pandemie-Spielfilms von 1919 bis Covid-19 (Berlin 2020). Jüngste Herausgaben: Gewohnte Gewalt. Häusliche Brutalität und heimliche Bedrohung im Spannungskino (mit Joachim Schätz; Wien 2022); Klassen sehen. Soziale Konflikte und ihre Szenarien (Münster 2021). Die Monografie DemoKRACY zu Siegfried Kracauers Film-vermittelter Politiktheorie, sowie ein Buch zu Faschismus(theorie) sind in Fertigstellung.
Drehli Robnik zu Ungleichheit:
„Ungleich heißt: nicht gleich – aber doch bald, denn Gleichheit kann nicht warten. Angesichts von Ungleichheit muss die Gegenwart dagegen sein – und gegen Warten.“
Ruth Sonderegger ist Philosophin und unterrichtet an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Geschichte der westlichen philosophischen Ästhetik (im Kontext der ursprünglichen Akkumulation), Praxistheorien, kritische Theorien des Racial Capitalism und Widerstandsforschung
Ruth Sonderegger zu Ungleichheit:
„Klassenverhältnisse der Ungleichheit kommen selten allein. Deshalb gilt es, das Verhältnis des Klassismus zu anderen Strukturen der Ungleichheit im Blick zu behalten und Gleichheit nicht als homogenen Block zu denken, sondern als aufgelockertes Beziehungsgeflecht.“
Gabu Heindl ist Architektin und Professorin an der Universität Kassel. Mit ihrem Büro in Wien arbeitet sie an praktisch an solidarischen Wohnbauprojekten ebenso wie forschend an wohnbaupolitischen Fragestellungen.
Gabu Heindl zu Ungleichheit:
„Wohnen ist, sowie alle gesellschaftliche Verhältnisse, immer auch eine Klassenfrage. Eine Antwort darauf sind Konzepte eines massengeschneiderten Wohnbaus – Einzigartigkeit für alle!
Moderation:
Manuel Ortner (tätig in der Sozialpsychiatrie und in psychoanalytischer Praxis, als Vater, Arbeits- und Organisationspsychologe, Gewerkschafter und Radfahrer; interessiert an emanzipatorisch-linker Theorie und passiver Genießer von Kulturarbeit)
Im Anschluss zur Veranstaltung legt Drehli Robnik auf: Songs About Waiting
Diese Veranstaltungsreihe wird im Rahmen der stadt_potenziale innsbruck 2021 gefördert: