AR Talk

Am 12.5.2023 beschäftigten wir uns in unserer Reihe gegen:WART //// es geht bergab mit dem Thema Pop und dazu diskutierten unsere Gäste Beate Flath, Katharina Seidler & Romano in der p.m.k. Wir freuen uns, dass unsere Gäste auch einen against reality Talk mit uns machen und können diese hier präsentieren. 

Das Gespräch mit Katharina Seidler ist das Zweite, dass wir nun hier präsentieren können.

Katharina Seidler:
Katharina Seidler ist Musikjournalistin aus Wien, hauptsächlich beim Radiosender FM4, für den sie neben vielen Konzert- und Festivalbesuchen u.a. in der Sendung Im Sumpf über Pop, Krach, Beats und deren jeweilige Schnittstellen und Reibungsflächen spricht. Hat in der Vergangenheit das Electric Spring Festival und das Wiener Popfest kuratiert und fast zehn Jahre lang für die Stadtzeitung Falter das Nachtleben erkundet.
fm4.orf.at/radio/fm4imsumpf
 

1. Wie kommst du zu deinen Themen, die dich interessieren, ab wann findest du etwas für dich relevant?

Ganz vereinfacht gesagt, geht es schon einfach um die Musik. Natürlich ist auch die Geschichte dahinter wichtig, aber meistens, wenn die Musik gut/spannend/klug/catchy ist, hat die Person dahinter auch etwas zu erzählen. Soziale Medien, Pressemails und Algorithmen spielen in der Themenfindung natürlich eine große Rolle, aber ich finde, man darf auch Mund-zu-Mund-Propaganda keinesfalls unterschätzen. Ein guter Tipp war schon immer Gold wert. Klickzahlen spielen beim Horchen/Vorspielen/Rezensieren keine Rolle; es kann gern ein Pophit neben einer völlig unbekannten B-Seite laufen – keine Angst vor bzw. Arroganz gegenüber dem Mainstream (es sei denn, er ist scheiße)!
  

2. Wie beurteilst du das Verhältnis Peripherie/Zentrum in Bezug auf die Österreichs Kulturlandschaft, sprich Wien und der Rest? (Was fällt dir auf, worin liegen Unterschiede/Gemeinsamkeiten, etc.)?

In Wien sind die Menschen natürlich am ehesten verwöhnt, sie können es sich „leisten“, ein Konzert auch mal auszulassen, weil die Band bei der kommenden Tour vermutlich wieder hier Halt machen wird (das betrifft nicht die großen Megastars, aber halt Indie-Acts und größenmäßig vergleichbare elektronische Liveacts). Glücklicherweise haben sich in letzter Zeit dennoch seit Corona die Besucher*innen-Zahlen wieder ganz gut normalisiert. Was andere Städte betrifft, fiel mir wirklich vor allem in Innsbruck auf (nicht wegen des Kontextes dieses Fragebogens hier!), wie groß dort die Bereitschaft des Publikums ist, den Veranstalter*innen zu vertrauen und sich auch auf ihnen unbekannte Acts einzulassen. Das kenne ich in dieser Intensität von keinem anderen Ort in Ö, sehr nachahmenswert!

3. Was ist dein Popbegriff, was ist Pop für dich ?

„POP ist zuallererst das Geräusch beim Öffnen einer Flasche, vorausgesetzt sie enthält reichlich Kohlensäure." - Gero Günther - ‚Countdown to TXTC (Voulez-Vous-Version)‘
Ich finde die Vorstellung von Pop als einer Art Limonade, die man vielleicht nicht zum Überleben braucht, die aber das Leben süßer/bitterer/klebriger macht, passt ganz gut.

4. Gibt es noch eine Anmerkung, einen Nachtrag zu unserer Veranstaltung „Pop hat kein Problem“?

Wären die Anschuldigungen rund um Rammstein schon damals, Mitte Mai, bekannt gewesen, hätten wir vermutlich eine ganz andere Diskussion geführt. So aber bin ich froh, dass viele einzelne, kleinere Aspekte von Grenzüberschreitungen im Pop, von Erwartungen und deren Erfüllen oder eben Nicht-Erfüllen, zur Sprache kamen. Ein sehr schöner Abend. (Den Titel „Pop hat (k)ein Problem“ fand ich allerdings etwas zu allgemein/irreführend.)

5. Unser Leitmotiv (also des Kulturkollektivs ContrApunkt) ist against reality? Was verbindest du damit?

Ich möchte das Leitmotiv gern als utopischen Aufruf verstehen – als Aufforderung, sich eine „bessere“, fairere, sorgenfreiere Gegenrealität auszumalen und dieser dadurch vielleicht sogar ein Stückchen näher zu kommen.
 

Hier findest du die Veranstaltung vom 12.5.2023
contrapunkt.net/gestern/gegen-wart-gegen-wart-pop-hat-k-ein-problem