AR Talk
8.7.2023 AR Talk mit Ruth Sonderegger
Am 13.4.2023 fand die dritte Veranstaltung unserer Diskursreihe gegen:WART //// es geht bergab statt und wir beschäftigten uns mit dem Thema:
gegen:WART //// Ungleichheit //// Alles beim Alten? - Zur Kritik der Ungleichheit
Die dritte Veranstaltung fand am in der p.m.k. statt und eingeladen waren dazu die drei Autor:innen des Buchs „Klassen sehen - soziale Konflikte und ihre Szenarien (Unrast Verlag)” - Gabu Haind, Drehli Robnik und Ruth Sonderegger.
Wir freuen uns, dass unsere Gäste auch einen „against reality Talk“ mit uns machen und können diese hier präsentieren.
Das Gespräch mit Ruth Sonderegger macht hier nun den Anfang.
Ruth Sonderegger ist Philosophin und unterrichtet an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Geschichte der westlichen philosophischen Ästhetik (im Kontext der ursprünglichen Akkumulation), Praxistheorien, kritische Theorien des Racial Capitalism und Widerstandsforschung
1. Wie kommst du auf Themen/Forschungsgebiete mit denen du dich beschäftigst?
Durch das, was in der Gesellschaft - und gesellschaftlich vermittelt auch in der Wissenschaft - schief läuft; aber auch aufgrund meiner Wünsche, wo es stattdessen hingehen sollte.
2. Im Rückblick auf die Veranstaltung, was möchtest du in Bezug auf da Thema Ungleichheit noch anfügen?
Wenn ich mich richtig an den Abend erinnere, haben wir vor allem über die Schwierigkeit von Kämpfen gegen die Ungleichheit gesprochen und damit vermutlich zu wenig gewürdigt, was Kämpfer*innen gegen die Ungleichheit immer wieder erreicht haben. D.h. wir haben wohl auch zu wenig darüber gesprochen, dass das wenige an Gleichheit, was wir heute (in Österreich) haben, nicht selbstverständlich ist, sondern von anderen für uns erkämpft wurde.
3. Was kann dezitiert Wissenschaft leisten bzw. was wäre die Aufgabe in Bezug zu Ungleichheit?
Forschung zu Ungleichheit gibt es - gerade auch hierzulande - zuhauf, vielleicht schon mehr als genug. Das Problem ist, dass derartige Forschung keine Folgen zeitigt. Alle 5 Jahre gibt es wieder eine neue Studie zur krassen Bildungsungerechtigkeit in Österreich oder auch zum Sexismus und der extremen Schere zwischen arm und reich. Dann wundern sich die Medien und Politiker*innen ein paar Tage total darüber, wie das möglich ist, in einem so schönen Land, und dann wird weiter ungleich behandelt wie eh und je. Vermutlich wäre schon viel erreicht, wenn wir uns nicht jedes mal darüber wundern würden, sondern wenn die multiple Ungerechtigkeit Stoff im Kindergarten, in den Schulen, in den Universitäten und überall sonst wäre. Meine grundsätzliche Haltung zur Ungleichheitsforschung ist: Stop being surprised!
4. Worin liegen deiner Meinung nach die Stärken in Verwendung von Klassenbegriffen?
Die offensichtliche Stärke des Begriffs liegt darin, dass er ökonomische Verhältnisse problematisiert und entnaturalisiert. Problematisch wird der Klassenbegriff, wenn er nur als Begriff für scheinbar fixe soziologische Gruppen verwendet wird und damit verschleiert, dass „Klasse” auch - und m.E. in erster Linie - das bezeichnet, was Kämpferinnen gegen Ungleichheit in ihrer Praxis als ihr Gemeinsames herstellen. Oder anders gesagt: „Klasse” ist auch das Resultat von Kämpfen. Für die eigene benachteiligte Klasse muss man sich dann nicht schämen, sondern kann stolz darauf sein.
5. Unser Motto/Slogan heißt against reality: Was bedeutet das für dich?
Eine andere Welt ist möglich bzw. genauer: viele andere Welten sind möglich.
Hier findest du die Veranstaltung vom 13.4.2023
contrapunkt.net/gestern/gegen-wart-gegen-wart-ungleichheit-alles-beim-alten-zur-kritik-der-ungleichheit